Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg war eine gute Entscheidung

Die Mitglieder des landwirtschaftlichen Betriebs sicherten die Zukunft. Die Vorstände blicken auf 30 Jahre Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg zurück.

Ein Beitrag der Mitteldeutsche Zeitung

Bad Dürrenberg – Für die Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg hätte die Geschichte Anfang der 90er Jahre auch enden können. Es galt zu entscheiden, ob aus der LPG Pflanzenproduktion eine Agrargenossenschaft werden oder es in mehrere kleinere Unternehmen mit Sitzen in Bad Dürrenberg, Kreypau und Kötzschau aufgeteilt werden sollte. Abgeraten wurde Hans-Jürgen Göx damals davon, es mit einer Genossenschaft zu versuchen. „Sie sagten, das gibt nur Ärger“, erinnert sich der ehemalige Vorstand. Doch die Mitglieder entschieden. Und sie entschieden sich für das Modell. An die Spitze der Genossenschaft traten Bernd Ulrich und Hans-Jürgen Göx. Ob die Entscheidung richtig war? 30 Jahre später existiert das Unternehmen immer noch – allerdings mit einer nun jüngeren Führungsspitze. Die damaligen Chefs sind sich heute sicher, dass das mit kleinen Unternehmen nicht möglich gewesen wäre.

1991 gründete sich die Agrargenossenschaft. Der Weg dorthin wurde von Adolf Hampel bereitet, der die beiden Vorstandsvorsitzenden als Doppelspitze vorschlug. Danach warteten völlig neue Herausforderungen auf das Duo. „Wir mussten viele Leute entlassen“, erinnert sich Göx. Das war eine der ersten Handlungen nach der Gründung. Es galt sich jedoch auch im neuen System zurechtzufinden, schließlich war die Planwirtschaft nicht mehr entscheidend, vielmehr griff die Marktwirtschaft. „Wir haben uns neue Kunden gesucht.“ Der Anbau in den folgenden Jahren veränderte sich und die Landwirte begannen beispielsweise Kartoffeln zu reduzieren und erstmals überhaupt Raps auf den Feldern anzubauen. Die Hallen wurden nach und nach umgebaut und auch der erste große Kauf ist Göx heute noch im Gedächtnis geblieben. „Es war eine Feldspritze“, sagt er mit einem Lächeln. Die Technik im Gesamten galt es zu erneuern, sie sei auf keinem guten Stand gewesen.

„Wir sind im Anbau vielseitig geblieben“

Möglich war die Entwicklung unter anderem durch einen Förderkredit. Doch die Genossenschaft wollte auf stabilen Füßen stehen. Die gute Mannschaft sei einer dieser Kernpfeiler gewesen. Ein anderer die Ausrichtung: „Wir sind im Anbau vielseitig geblieben“, erklärt Bernd Ulrich. Er ist als Vorstandsvorsitzender 2017 ausgeschieden und hat den Staffelstab an Sohn Matthias abgegeben. Der bildet heute zusammen mit Christian Geßner erneut eine Doppelspitze, die Last ist damit wieder auf mehrere Schultern verteilt.

Der Generationenwechsel hat sich nicht nur auf der Führungsebene vollzogen, sondern auch in den Ebenen darunter. Einig sind sich die vier Männer, dass heute andere Herausforderungen auf die Genossenschaft und in der Landwirtschaft warten. „Die Bürokratie hat irgendwann zugenommen und wird sicher nicht mehr weniger“, sagt Bernd Ulrich in Richtung seines Sohnes, der vor allem die Digitalisierung, Technisierung und auch den Flächenkampf als Herausforderungen betrachtet. „Außerdem hat sich das Klima verändert oder habt ihr je drei Dürrejahre hintereinander gehabt?“, fragt er seine Vorgänger, die das mit einem vehementen Nein quittieren. „Wir haben in den vergangenen Jahren auch viel in Wassereffizienz investiert“, ergänzt daher Geßner.

„Mittlerweile arbeiten elf Leute in diesem Bereich.“

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen, die Matthias Ulrich so selbst nicht erwartet hätte und die Christian Geßner mit seinem Aufgabengebiet gezielt in der Genossenschaft vorantreibt. Die regionale Vermarktung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, ob im erweiterten Bauernladen, den kleineren Farmläden oder den Marktautos. „Mittlerweile arbeiten elf Leute in diesem Bereich.“

Und da schließt sich auch an, was sich die Landwirte für die nächsten 30 Jahre wünschen: Die Agrargenossenschaft soll nicht nur weiter bestehen und junge neue Ideen umsetzen. Die Männer wünschen sich auch Anerkennung für die Landwirtschaft, denn die sei irgendwann in der Gesellschaft einfach verloren gegangen. (mz)